Ein Streit Liebender

FullSizeRenderRabbi Beth Dina Davidson und Ich

 

Kurzkommentar zum Wochenabschnitt Va-yishlach (Genesis 32,4-36,43)

 

Rabbi Beth Davidson und ich arbeiteten sechs Jahre lang zusammen. Sie war die allererste Rabbinerin in Nashville, Tennessee. Wir hatten zu fast zu allen wichtigen Themen die gleichen Ansichten und freuten uns an einer wunderbaren Zusammenarbeit.

Unser Patriarch Jakob war das einzige Thema, bei dem wir uns nie einigen konnten.

Für mich berichtet der Tora-Abschnitt dieser Woche vom Zielpunkt eines zwanzigjährigen Veränderungsprozesses, in dem Jakob sich entwickelt von einem selbstbezogenen Halunken, bereit zu Betrügen und zu Stehlen, zu ישראל (Yis-ra-el) Israel, dem einen, der es wert ist, das Bündnis mit Gott weiterzuführen, das mit Abraham begann.

Für Rabbi Davidson hat sich Jakob nie geändert, auch wenn sie zugesteht, dass er einiges richtig gemacht hat. Aber er bleibe immer der egoistische Manipulator, willens alles zu tun, um seine Ziele zu erreichen.

Als Rabbi Davidson mich als Gastrabbiner in ihre derzeitige Gemeinde einlud, leiteten wir zusammen das Tora-Studium am Schabbat Vormittag. Wir entschieden uns, die Meinungsunterschiede über Jakob den wissbegierigen Teilnehmern bewusst darzustellen.

Wir sahen dieses Tora-Studium als Gelegenheit zu zeigen, wie zwei Personen, die leidenschaftliche Studierende und Liebende der Tora sind, doch über eine der wichtigsten Figuren der Tora sehr uneins sein können.

Rabbi Davidsons Kommentar zu meinem Buch „Was steckt für mich drin? Wir entdecken uns selbst in Erzählungen der Tora!“ werde ich immer wertschätzen: In dem Kapitel über Jakob verteidigst du ihn so gut es nur irgend geht. Aber ich stimme immer noch nicht zu, dass sein Charakter sich gewandelt hätte, wie du behauptest.

Das Wort Yis-ra-el bedeutet „Einer, der mit Gott kämpft“.

 Ich weiß, dass das Kapitel über Jakob in meinem Buch auch durch die „Kämpfe“ so stark wurde, die Rabbi Davidson und ich miteinander ausgetragen haben, als wir zusammen arbeiteten.

Wenn zwei Menschen die Tora zutiefst lieben, belegen unsere Meinungsunterschiede beides: Den Wert dieser Art „Kampf“ und die Schlussfolgerung unserer Weisen über ernsthaft geführte Auseinandersetzungen (Babylonischer Talmud, Eruvin 13b): „Beides sind die Worte des lebendigen Gottes.“

Translation: with thanks to Pastor Ursula Sieg

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