Der Midrasch ist ein Quelle lebhafter Diskussionen über Noah. Wenn die Tora ihn “rechtschaffen in seinem Zeitalter” (Genesis 6.9) nennt, ergreifen die Rabbinen Partei.
Meint der Text, dass er nur besser war als andere in einer Zeit, in der alle furchtbar waren, wie Rabbi Yohanan meint?
Oder bedeutet es, dass er so rechtschaffen war, wie Resh Lakish behauptet, dass er tatsächlich mit Gott lebte und vorbildlich war für alle Generationen? (Bereshit Rabbah 28,8)
Welcher Meinung wir auch zustimmen, die Flutgeschichte der Tora ist einzigartig im Vergleich zu vielen anderen Flutgeschichten in alten Texten. Warum?
Nur im biblischen Bericht ist ein guter, fürsorglicher Gott traurig über die Unfähigkeit oder Unwilligkeit der Menschheit rechtschaffen zu handeln.
Der Midrasch erzählt, dass Gott durch Noah die Generation zur Zeit der Flut bedrängt, von ihren bösen Wegen umzukehren. 120 Jahre hindurch appellierte Noah an die Menschen, aber sie wollten nicht hören. Erst dann sandte Gott die Flut. (Tanhuma, Noah, section 5)
Dieser Midrasch unterstreicht die wichtige Einsicht aus der Geschichte von Kain und Abel. Nachdem Gott Abels Opfer akzeptiert hat und nicht seines, ist Kain wütend und neidisch. Gott warnt Kain diesen Gefühlen nicht nachzugeben, aber Gott stoppt Kain nicht, als er seinen Bruder dennoch tötet.
Ähnlich hier: Vor der Flut warnt Gott die Völker der Erde ihre bösen Wege zu ändern, aber Gott zwingt sie nicht dazu.
Auch heute möchte Gott, dass wir unsere Talente für Gutes einsetzen, aber Gott zwingt uns nicht. Wir sind keine Puppen und Gott ist kein Puppenspieler.
Der freie Wille, den Gott Menschen zugesteht, gibt unserem Leben Sinn.
Wir, nicht Gott, müssen wählen, ob wir Gutes schaffen wollen oder Böses. Doch zu oft hinterlässt unsere Wahl einen trauernden Gott in Tränen.
Translation: with thanks to Pastor Ursula Sieg