Mein Verständnis der Tora befiehlt mir, mich von jeder Art Fanatismus zu distanzieren.
Wie alle anständigen Menschen entsetzt mich, wenn Fanatiker sechs unschuldige Menschen bei einer Gay Pride Parade
niederstechen – von denen eine Person inzwischen gestorben ist – oder Brandanschläge auf ein Wohnhaus im palästinischen Dorf Duma verüben und ein unschuldiges Kind töten.
Deshalb müssen wir (nicht können, wir MÜSSEN) Abschnitte der Tora neu interpretieren, wo Gott unsere Ahnen anweist: “Eure Augen sollen kein Mitleid mit ihnen haben!” (Deuteronomium 7,16)
Solch ein Satz ist beschämend. Sie liefern Anti-Semiten Munition, die behaupten, der Gott der Hebräischen Bibel ist ein Gott der Rache und Gewalt.
Wie kommt denn solch ein Satz in die Bibel?
Er lehrt uns, dass wir gegenüber den sozialen und religiösen Praktiken der damaligen heidnischen Welt, zu denen orgastische Riten und schreckliche Menschenopfer gehörten, keine Toleranz haben dürfen.
Und das war nicht einfach durchzusetzen!
Der Tora-Abschnitt erinnert uns, dass, als Mose etwas zu lange auf dem Berg Sinai blieb, die Israeliten von Aaron ein Goldenes Kalb zum Anbeten forderten (Deuteronomium 9,9ff).
Mit Sätze wie diesem versucht die Bibel uns beizubringen, dass wir einen Bund mit Gott haben. Gott fordert von uns, Gerechtigkeit fair auszuüben, Armen, Witwen und Waisen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und Fremden mit Respekt zu begegnen.
Nur, indem wir das tun, verherrlichen wir Gott.
Nur so werden wir das “Licht der Völker” (Jesaja 49,6), das Vorbild für die ganze Welt, das wir nach Gottes Willen sein sollen.
Nein, Gott will nicht, dass irgendjemand ausgelöscht wird, sondern fordert energisch, dass wir uns von dem Verhalten distanzieren, das die Bibel ihnen zuschreibt.
Translation: with thanks to Pastorin Ursula Sieg