For my German Readers: Kurz-Kommentar: Tora-Lesung für den letzten Tag des Pessachfestes

Dieser Schabbat birgt ein Tora-Lesungs-Dilemma für Reformjuden. Es ist der achte Tag des Pessachfestes, aber die meisten Reformjuden feiern nur sieben Tage. Die offizielle Lösung progressiven Judentums – die ich willkürlich finde und unbefriedigend – trennt sich vom Rest der jüdischen Welt und teilt den Toraabschnitt Shemini (Levitikus 9-11) in zwei wöchentliche Abschnitte. Eine Hälfte wird an diesem Schabbat gelesen, die andere nächste Woche. Ich bevorzuge den Toraabschnitt des achten Tages des Pessachfestes wegen seiner herausragenden Lektion. Sie zu würdigen müssen wir auf einen krassen Widerspruch im Text achten.

In Deuteronomium 15,4 lesen wir ein kategorisches Statement das mit dem kategorischesten aller hebräischen Worte beginnt: “efes”, d.h. “null” oder “niemand/ keine”. “Es soll keine Bedürftigen bei euch geben.”Aber nur wenige Sätze weiter (Deuteronomium 15,11) heißt es: “Es wir immer Arme in eurem Land geben.”

Wenn jeder Gottes Geboten folgen würde und seine Hälfte aus dem Bund, den der EwigEine mit Abraham begann, erfüllen würde, gäbe es tatsächlich keine Bedürftigen. Dieser Bund ruft uns auf,

  • ein Segen zu sein (Genesis 12,2).
  • so gut wir können Gottes Weisungen zu verstehen und ihnen zu entsprechen (Genesis 17,1).
  • und unsere Nachkommen so gut wir können zu lehren, die Welt mit Tzedakah und Mishpat, mit “Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit” zu füllen (Genesis 18,19).

Ja, die Tora lehrt, dass es keine Bedürftigen gäbe, wenn jeder so handeln würde. Aber es bleibt bei der bitteren Wahrheit, dass nicht jeder diese Lehren befolgt. Deshalb wird es immer Bedürftige unter uns geben.

Der Imperativ für uns, die wir die Tora ernst nehmen, ist also, dass wir das uns Mögliche tun, um die Armut zu lindern, die wir um uns herum sehen. Wir wagen es nicht, unsere Herzen hart zu machen oder unsre Hände zu verschließen angesichts der Armen, die nach uns rufen. So gut wir können müssen wir Verantwortung für sie übernehmen und tun, was wir können um zu helfen.

Natürlich bedeutet das für jeden Menschen etwas anderes. Die Tora sagt uns nicht was exakt wir zu tun haben. Sie zielt darauf unsere Einstellung zu beeinflussen. Jeder von uns muss selbst entscheiden, ob wir für die Verbesserung der Lebensbedingungen in der Welt Verantwortung übernehmen oder ob wir nur über unsere selbstbezogenen Bedürfnisse nachdenken. Die Antwort der Tora ist klar und das Ende des Festes, bei dem wir verkündet haben “Lass alle Hungernden kommen und essen!” (Haggada), ist der passende Moment uns an diese Weisung der Tora zu erinnern.

Translation: Pastor Ursula Sieg

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