Was für ein emotionaler Höhenflug war das, als ich am Hebrew Union College in Los Angeles während unserer Ausbildung mit dem Preis für die beste Predigt in der College-Kapelle ausgezeichnet wurde. Lang ist das her! Meine Freude wurde etwas getrübt, als der Professor mir sagte: “Meiner Meinung nach hättest du dir den Preis mit Jerry Winston teilen sollen.”
“Aber an dem Tag, an dem ich gepredigt habe, waren Sie gar nicht da!”, antwortete ich, “Wie können Sie da entscheiden?”
“Ich habe deine Predigt gelesen und kann mir sehr gut vorstellen, wie sie geklungen hat.”
“Nein kannst du nicht!”, sagte ich zu mir selbst, sehr glücklich, dass ich den Preis gewonnen hatte … absolut!
Jerry Wilson war damals einzigartig, ein Mann in den Vierzigern, der sich nach einer erfolgreichen Karriere als Hollywood – Schreiber entschlossen hatte, Rabbi zu werden. Er war höflich und freundlich. Er lebt nicht mehr, aber ich werde ihn und seine Predigt nie vergessen.
Er thematisierte die Auseinandersetzung darüber, welche Kleidung ein Rabbi am Lesepult tragen sollte: Talar oder kein Talar, Tallit oder kein Tallit, Kippa oder barhäuptig? Geschickt verband er diese Diskussion mit dem Tora-Abschnitt dieser Woche Tetzaveh, der ausführlichen die Kleidung der Priester in alter Zeit beschreibt
Als er fertig war, trat er vor das Pult und sagte Worte, die ich nie vergessen werde:
“Wenn du dir Gedanken machst, was du für den Gottesdienst anziehen sollst, trag die Tora. Und wenn sie nicht ganz passt, macht nichts! Du wirst in sie hineinwachsen.”
Jerry, ich hoffe es gefällt dir zu erfahren, dass ich seit 45 Jahren versuche zu tun, was du gesagt hast. Und für’s Protokoll: Ich denke, du hättest den Prize bekommen sollen … absolut!
(Translation: Pastor Ursula Sieg)
Finding Ourselves In The Bible 