Die Tora-Lesung dieser Woche beschreibt detailliert die kunstvolle Kleidung unserer Priester alter Zeiten. Sie bringt mir eine lebendige Kindheitserinnerung vor Augen: Ich werde nie den Tag vergessen, als ich als Sechstklässler beschloss in Khaki – Hose und Turnschuhen zur Sonntagsschule in den Tempel zu gehen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so auch am Schabbat in die Synagoge zu gehen. Trotzdem war meine Mutter entsetzt: “So kannst du nicht losgehen! “, bettelte sie, “Du siehst aus wie ein Lotterheini! Und was willst du dem Rabbi sagen, wenn er sich so sieht?”
“Mach dir keine Sorgen,der Rabbi wird mich nicht sehen, weil ich mich durch den Hintereingang reinschleiche.”
Mama entschied, dass diese Angelegenheit einen Krieg mit ihrem eigensinnigen Sohn nicht wert wäre. Als ich mich durch den Hintereingang in den Betsaal schlich, stand der Rabbi da: “Turnschuhe in der Synagoge”; bemerkte er unglücklich, “sehr schön!”
Natürlich schämte ich mich und überlegte ob meine Mutter Hellseherin geworden war.
Die Zeiten haben sich geändert, aber…
Seit diesem lang zurückliegenden Tag haben sich die Bekleidungsmaßstäbe sehr geändert. Jetzt kommen Kinder im Fußball Trikot, zerrissenen Jeans und T-Shirts. “Freu dich, dass sie überhaupt hier sind!”, ermahnen mich die Leute. Ich freu mich ja! Aber wundern tu ich mich doch:
Was wäre eine gute Idee um sich für die Synagoge ein klein wenig hübscher anzuziehen als sonst? Klar: Ordentliche Khaki – Hosen und Turnschuhe wie die, die ich damals trug, wäre grade richtig!